Klimawandel – keine Modellrechnung sondern Wirklichkeit

Ausgetrockneter Immigrather Bach …

Dürre und lokale Unwetter – scheinbare Gegensätze und doch zwei Seiten der gleichen Medaille: Auch dem Letzten dürfte nach diesem Sommer so langsam klar werden, dass der Klimawandel keine abstrakte Modellrechnung ist, deren Auswirkungen nur in der Arktis zu beobachten sind. Die Klimaveränderungen zeigen jetzt auch in unserem Leben Wirkung. Und das, obwohl die globale Durchschnittstemperatur seit der Industrialisierung gerade mal um 1 Grad gestiegen ist. Offizielles Klimaschutzziel ist die Begrenzung des Anstiegs auf 2 Grad. Es wird also noch schlimmer kommen!

Was ist zu tun? Was macht ein Autofahrer, der plötzlich ein Stauende vor sich sieht? Ausrollen lassen? Sicher nicht – eher schon eine Vollbremsung! Die ist auch beim CO2-Ausstoß angesagt. Und das auch in einer Gemeinde wie Langenfeld und nicht nur in der „großen“ Politik. Im laufenden Haushaltsjahr 2018 gibt Langenfeld allerdings nur 14.400 Euro für Klimaschutzmaßnahmen aus, dass sind 25 Cent pro Einwohner und 0,00008 Prozent aller städtischen Ausgaben. Selbst für die Weihnachtsbeleuchtung ist der städtische Zuschuss größer (60.000 Euro in 2014). Die Maßnahmen, für die dieser bescheidene Betrag in 2018 eingesetzt wird, sind dann auch im Wesentlichen Veranstaltungen wie “Nachhaltiges Leben und Konsum”, “E-Mob-Tag”, “Klimagipfel für Schüler” oder Flyer und Poster. Dieses Konzept muss dringend überarbeitet werden: Weg von einem Übermaß an Marketingmaßnahmen, hin zu messbaren CO2-Einsparungen.

… und Herbstlaub im Sommer

Seit dem Beginn der Beratungen über ein Klimaschutzkonzept lehnen Stadtverwaltung und die CDU-Ratsmehrheit städtische Fördertöpfe, z. B. für die energetische Altbausanierung, vehement ab. Dabei ist der Energieverbrauch von Gebäuden, etwa für Heizzwecke, für 30 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Auch mit einer nachhaltigen Mobilität steht es in Langenfeld nicht zum besten. Noch im Frühjahr wurde der Vorschlag Monheims, die Verdopplung der Taktfrequenz bei einigen Buslinien auch auf dem Langenfelder Stadtgebiet fortzusetzen, von der Ratsmehrheit abgelehnt. Ebenso beschränkt sich die Förderung des Radverkehrs im Stadtgebiet weitgehend auf die Anlage von Schutzstreifen und das Aufbringen von Piktogrammen. Beides nicht falsch, aber unterm Strich zu wenig. 10.000 Euro stehen dafür als Ausgabe im Haushalt für 2018. Dem stehen aber allein schon Einnahmen in Höhe von 9.000 Euro durch die Vermietung der Fahrradboxen an den S-Bahn-Stationen gegenüber. De facto beträgt der Förderbetrag aus allgemeinen Haushaltsmittel also sage und schreibe 1.000 Euro. Aber es geht nicht nur um Finanzmittel. Warum gibt es etwa an Neubauten immer noch keine Pflicht, auch ebenerdige, sichere und überdachte Fahrradabstellanlagen zu errichten?

Versickerungsfläche am Gewerbepark Katzberg

Schon längst reichen Maßnahmen zur CO2-Einsparung aber nicht mehr aus, um den immer spürbareren Folgen des stattfindenden Klimawandels zu begegnen. Die GRÜNEN fordern deshalb Maßnahmen gegen die Aufheizung der Innenstadt und gegen Überflutungen: Mehr Straßenbäume mit großen Baumkronen, Dach- und Fassadenbegrünungen sowie das Freihalten von Frischluftkorridoren. Überflutungs­zonen an den Bachläufen sollen bei Starkregenereignissen als Schutz vor unkontrollierten Überschwemmungen wirken. Um die Kanäle zu entlasten, müssen private Hausbesitzer*innen jetzt endlich die Möglichkeit haben, Niederschläge auf ihren Grundstücken zu versickern. Bei größeren Wohnanlagen können dazu Rasenflächen genutzt werden, die man als Vertiefungen ausbildet. Was an den Gewerbebauten am Katzberg funktioniert, ist auch bei Wohnhäusern anwendbar. Die Methode, auch möglichst noch den letzten Regentropfen einzusammeln und über Kanäle abzuleiten, hat jedenfalls im Juni grandios Schiffbruch erlitten.

In einem Antrag an den Planungs- und Umweltausschuss fordern die GRÜNEN jetzt die notwendige Weiterentwicklung des Klimaschutzkonzeptes und Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels ein.


Weiterführende Literatur zum Thema:

Hans Joachim Schellnhuber, “Selbstverbrennung – Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Mensch, Klima und Kohlenstoff, 2015, ISBN 978-3570102626

Stefan Rahmsdorf, Hans Joachim Schellnhuber, “Der Klimawandel: Diagnose, Prognose, Therapie, 2012, ISBN 978-3406633850

Eine Broschüre der Stadt Karlsruhe zum Thema Versickerung: “Regen bringt Segen”